50 Hocker
Ausstellung beendet

50 Hocker

So vielfältig seine Form, so variabel sein Nutzen, so interessant seine Geschichte. Einen Hocker zu besitzen, galt schon in der frühen Antike als Ausdruck gesellschaftlicher Stellung. In der Hierarchie der Besitzenden folgten auf Schemel, Hocker und Bank, der Stuhl und Sessel, an exponiertester Stelle stand und steht der Thron.

Im Verlauf der Jahrhunderte hat der Stuhl gesiegt, er bestimmt heute in seinen vielfältigen Ausführungen unsere Arbeits- und Freizeitkultur. Die Verfeinerung industrieller Produktionstechniken und der Einzug neuer Materialien waren im 20. Jahrhundert entscheidende Beschleunigungsfaktoren in diesem Prozess.

Doch im Nutzen ist der Hocker noch heute dem Stuhl überlegen. Er übernimmt im Alltag unserer begrenzten Wohnflächen die gewünschte Flexibilität. Er kann neben Sitzgelegenheit auch Ablage, Leiter, Nachttisch, Ottoman, Transportmittel sein. Letzteres schrieb ihm Max Bill mit seinem Entwurf des „Ulmer Hockers“ definitiv in seine Biografie. Sein niedriger Vorläufer, der Schemel ist vermutlich noch tiefer im kollektiven Gedächtnis des Sitzens verwurzelt. Der Gründer IKEAs Ingvar Kamprad entwarf zum 40jährigen Jubiläum der Firma Habitat 2004 einen Melkschemel, weil ihm zwar die Tätigkeit verhasst – doch die Erinnerung geblieben war.

Ein Hocker ist eben immer auch Information und Kommunikation. Über Stil und Geschmack einer Epoche, über Ideen, Konzepte und Wertvorstellungen seines Entwerfers, über die Überzeugungskraft, die den Markterfolg bestimmt. Und natürlich über uns – wir, die ihn benutzen und präsentieren.

Wir bedanken uns herzlich bei allen Leihgebern, im Besondern bei der Sammlung Löffler für die besonderen Exponate und bei ihrem Kurator Herrn Klarner. Er hat dieses Projekt mit seinen Kenntnissen der Designgeschichte entscheidend bereichert.

50 Hocker ISBN 978-3-00-047191-9, 15,00 € inkl. MwSt. zzgl. Porto