Flechtwerk
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Flechtwerk

Flechtwerk
Menschen flechten gefühlt schon immer, die Optimierung des Alltags war Ideengeber für das Entstehen des Flechtwerks – Aufbewahren und Transportieren waren die Vorgaben für ökonomisches Handeln.
Vom Korbflechten zu Möbeln aus Flechtwerk, diesem Weg folgte die Entwicklung des Handwerks. Bereits im Grab des Tutanchamun entdeckte man Sitzmöbel aus Flechtwerk, auf frühen chinesischen Holzschnitten und römischen Steinreliefs finden sich weitere Zeugnisse. Ein Schritt in die Neuzeit zeigt, noch Anfang des 19.Jahrhunderts dominierten schwere Möbel die Einrichtung. Die Historie um den Marchese Stefano Rivarola, der um 1807 aus Paris einen leichten Stuhl mitbrachte und zur Nachahmung empfahl, markiert einen Wendepunkt. Daraus entstand so die Überlieferung der ‚Campanino’ bzw. ‚Leggero’, heute auch als ‚Chiavari’ bekannt. Dieser Stuhl gefertigt aus regionalen Hölzern, mit einer Sitzfläche aus Weidenfäden, quadratisch oder fischgrätartig angeordnet, überzeugt noch heute durch seine Stabilität und Leichtigkeit. Als Gio Ponti in den 1950er Jahren seinen ‚Leggera’ und ‚Superleggera’ entwarf, überführte er das Chiavari Prinzip in die Mitte des nächsten Jahrhunderts.
Hundert Jahre zuvor war die Konkurrenz unter den leichten Stühlen gestiegen. Es war die Zeit des Aufstiegs der Firma Thonet – leichte Stühle plus geniale Vertriebsidee. So konnte Thonet in einer Kiste von nur einem Kubikmeter 36 Stühle weltweit verschicken - Montage vor Ort war das Erfolgsrezept. Damals wie heute verwendet Thonet für die Sitzfläche ein Rohrgeflecht, das aus Rattan gewonnen wird. Andere Naturmaterialien, die zur Herstellung eingesetzt werden, sind Korbweide, Binsen und Papierschnur. Letzteres wurde und wird bevorzugt im dänischen Möbeldesign verwendet. Abhängig von Flechttechnik und Material entstehen die verschiedenen Muster und Strukturen eines Geflechts. Die Formbarkeit und Stabilität des Rattans inspirierte auch Architekten und Designer zu Möbelentwürfen. So entwarf Arne Jacobsen 1925 im Stile des Art Deco den Rattansessel ‚Paris Chair’. Heute fertigt diesen und weitere bekannte Korbmöbel-Entwürfe (Franco Albini, Nanna Ditzel, Viggo Boesen, Wengler) das dänische Unternehmen Sika-Design.
Auch Erich Dieckmann - Möbeldesignern des Bauhauses - setzte Naturrohr als Ausgangsmaterial für seine klar konstruierten Korbmöbel ein. Das Neue seiner Entwürfe der 1930er Jahre war die Verwendung einer seitlichen Rahmenkonstruktion. Knapp 20 Jahre später schuf Egon Eiermann mit seinem Entwurf zum Korbsessel ‚E10’ eine weitere Ikone des Korbmöbeldesigns.

Die lange Tradition der Flechtwerkgestaltung wird heute nur noch an der staatlichen Berufsfachschule in Oberfranken vermittelt. Auch Robert Bauersfeld hat dort seine Ausbildung erhalten und dass es den Franken auch eine Zeit nach Köln zog, freut uns immer noch. Die aktuelle Ausstellung Flechtwerk ist in Zusammenarbeit mit Robert Bauersfeld für formformsuche entstanden. Wir freuen uns auf Ihren Besuch.