Jürgen Becker. New York 1972
02.07. - 16.07.2022 - verlängert bis zum 13.08.2022

Jürgen Becker. New York 1972

New York, 1972

Die Ausstellung Jürgen Becker. New York 1972 stellt die vor 50 Jahren entstandene Bildserie New York des bedeutenden und mit vielen Preisen ausgezeichneten Schriftstellers Jürgen Becker vor.

Zur Entstehung der Bildserie
Organisiert vom Goethe-Institut befand sich Jürgen Becker 1972 auf einer zweimonatigen Lesereise durch die USA und Kanada. Im Anschluss daran blieb er einige Zeit in New York, wo ihm der befreundete und zu dieser Zeit in New York lebende Schriftstellerkollege Max Frisch die Aufenthaltsmöglichkeit in einem Apartment eines Universitäts-Professors vermittelte.
Mit einer Rollei 35 erkundete Jürgen Becker bildnerisch den Broadway abschreitend den Stadtraum, hielt die „täglichen Gänge durch die Stadt in einer Art von visuellem Tagebuch fest“ (Jürgen Becker). Dieses stellte für ihn eine andere Möglichkeit als das Schreiben dar und wurde bewusst zu einem Mittel, Erzählweisen und Wahrnehmung ohne Wörter als eigene „Geschichten des Sehens“ umzusetzen.

Schon zuvor hatte sich der Schriftsteller mit den bilderzählerischen Möglichkeiten der dokuemntarischen Fotografie beschäftigt und neben seinen Texten, die in der Zeit entstanden, an fotografischen Serien gearbeitet. Unter dem Titel „Eine Zeit ohne Wörter“ erschien beispielsweise 1971 im Suhrkamp Verlag ein Fotobuch mit reduzierten Textzeilen. Aus heutiger Sicht gehört das Buch sicherlich zu einem der wichtigen Fotobücher der Zeit und spiegelt die übergreifende Kenntnis und auch aktive Beteiligung von Jürgen Becker an den Strömungen der Kunst der Zeit (im Jahr erschien ein Buch zu Fluxus, herausgegeben von Wolf Vostell und Jürgen Becker) wider.

Im Kölner Salon Verlag erschien „Eine Zeit ohne Wörter“ in der Reihe Ex Libris im Jahr 2017 neu. Im Kontext der Reihe, für die Künstlerinnen und Künstler nach für sie wichtigen Büchern gefragt werden, um diese mit einer individuellen künstlerischen Beigabe neu herauszugeben, wählte sein Sohn Boris Becker das Buch aus, um es als Facsimilie mit neuem Umschlagmotiv neu zu veröffentlichen.

Die Fotografien aus „New York 1972“ wurden seinerzeit nicht in einer Publikation veröffentlicht oder in einer Ausstellung gezeigt. Sie verschwanden bis zu ihrer Wiederentdeckung durch den Sohn Boris Becker vor einigen Jahren auf dem Dachboden. Nachdem dieser mit seinem einige Jahre betriebenen Sprungturm-Verlag zunächst eine Publikation zur Serie veröffentlicht hatte, präsentierten das Museum für Photographie Braunschweig in Kooperation mit dem Kunsthaus Nürnberg 2017 erstmals eine umfangreiche Ausstellung zu „New York 1972“.
Bis heute hat die Serie mit ihrer bildnerischen Qualität und der Gleichzeitigkeit von Erzählmomenten in einer Stadt, die von vielen parallelen kulturellen Einflüssen und Zeichen geprägt ist, nichts an Faszination verloren und lässt sie im Kontext der Fotografiegeschichte in den Kanon der Street Photography einreihen, wo sie u.a. im Vergleich zu Walker Evans, Lee Friedlander, Robert Adams, Robert Frank – betrachtet werden kann.
(Barbara Hofmann-Johnson, Leiterin Museum für Photographie Braunschweig, 2022)


Der Schriftsteller Jürgen Becker feiert seinen 90.Geburtstag. Zu diesem Anlass zeigen wir seine fotografische Bildserie New York 1972.
Wir bedanken uns bei Jürgen Becker, dem Sohn und Photographen Boris Becker und Barbara Hofmann-Johnson, Leiterin Museum für Photographie Braunschweig für die Realisation dieser Ausstellung.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch.
Martin Bohn +Partner