Anna M’barek
UMGEBUNG
Aquarellzeichnung und Animation
Anna M´bareks Arbeiten beschäftigen sich mit dem Sichtbaren ihrer unmittelbaren Umgebung. Sie zeichnet gegenständlich, doch steht kein Gegenstand für sich. Vielmehr entsteht er erst aus ihrem direkten Verhältnis zu ihm und verwandelt sich jedesmal aufs Neue. Zentral ist dabei die Wiederholung, um ein gesehenes Bild zu verfolgen oder zu vertiefen.
An die Stelle der Fantasie tritt gespannte Aufmerksamkeit, an die Stelle des Einmaligen variantenreiche Wiederholung.
In der umfangreichen Reihe MORGENGRAUEN (1990-2021) verfolgt sie mit Pinsel und schwarzer Aquarellfarbe direkt und gleichsam atemlos die Veränderungen, die Licht und Jahreszeit in einem Fensterausschnitt hervorbringen.
Dieser flüchtige Prozess wird festgehalten, das teilweise zum Fliessen gebrachte Schwarz trocknet wellig auf und setzt den Zufall in Spannung zu der sich immer genauer zeigenden Ansicht der Dinge.
Von Blatt zu Blatt, von Morgen zu Morgen entfaltet sich der Tagesanbruch im Jahresbogen von September bis August in immer neuen Variationen.
KACHELSCHERBEN (2019-2021) zeigt sieben grossformatige Aquarelle von Strandfunden aus einer ehemals bedeutenden Fayence-Produktion in Tunesien.
Im Schmelz der Glasur leuchten die klaren Farben; das Ansetzen, Ausschwingen und Stocken des Pinselstrichs scheint wie eben ausgeführt . Unter der Lupe wird die Oberfläche zu einer vielschichtigen Landschaft: Sprünge, Risse, Löcher in der verletzten Oberfläche, die poröse rundgeschliffene Tonunterlage, erstarrte Zementbrocken am Rand.
Diese in der Zeit geformte Landschaft gibt dem kaum handgrossen, aus dem Zusammenhang der Ornamentwand gerissenen Bruchstück eine eigene, sogar persönliche Gestalt. Am Ende der langwierigen Studie scheint sich das Gemalte als vergrösserte Kachelscherbe, wie eben hingelegt, vom Papier zu lösen.
Der Animationsfilm NUIT BLANCHE (13 min, 2015) wiederum setzt aus Einzelblättern den Bogen einer Nacht filmisch zusammen. Auf einer Glasplatte auf dem gezeichneten Hintergrund werden die Stadien einer Veränderung aufgemalt, weggewischt und neu gemalt und von der Kamera zur Bewegung im Bild gebündelt:
Ein Sommerabend vor der Kulisse eines tunesischen Dorfes. Mit Beginn der Dämmerung beginnt sich das Leben nach der Hitze des Tages wieder zu regen. Tierschreie, ferne Trommeln und Gesänge von nächtlichen Hochzeitsfeiern hallen zu einer hochgelegenen Terrasse herauf. Während der Ort im Dunkel versinkt, bleibt der zum Himmel hin offene Raum im Widerschein der Nachtlichter und ihrer Schatten auf Wänden und Boden sichtbar.
Die Terrasse wird so zur Bühne, die sie umgebenden drei Wände zur Projektionsflächen für die wechselnden Licht- und Schattenformationen der unsichtbaren Umgebung.
Doch die einzige Person auf dieser Bühne, ein auf dem Boden liegendes Mädchen, ist still - sie schläft mit ruhigen Atemzügen.
Alles um sie herum aber spricht auf seine eigene nächtliche Weise: Wind, Tiere, feiernde Menschen, bis unter dem Ruf des Muezzins der Morgen graut und der Tag wieder beginnt. So verbinden sich Hören und Sehen in der Erfahrung einer durchwachten, „weißen“ Nacht.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch.
Martin Bohn +Partner
24.Juli - 28. August 2021
samstags 12 -18 Uhr und nach Vereinbarung
geschlossen 7. August
Lebenslauf
Anna M'barek lebt und arbeitet in Köln
1953 geboren in Wuppertal
1971 Abitur
1971/72 Soziales Jahr
1972-74 Studium an der Akademie der Künste Nürnberg, Klasse Prof. Clemens Fischer
1975-79 Studium an der Kunstakademie Düsseldorf, Klasse Prof. Erwin Heerich
Gruppenausstellungen
1975 Ars sacra, Overstolzenhaus, Köln
1980 Interart Galerie Reich, Köln
1983 Clemens Fischer und seine Klasse, Städtische Galerie im Stutterheim Palais, Erlangen
1997 10 Jahre Kultur im Palais, Palais Rastede, Oldenburg
2002 Im Studium bei Erwin Heerich, Wilhelm-Lehmbruck-Museum, Duisburg
2009 Kunstraum 27 im Bauhaus, Köln
2018 KiLo- Kunst, Lohmar
2019 Galerie Mönter, Meerbusch-Osterrath
diverse Wandmalereien und Auftragsarbeiten im öffentlichen Raum
Filmfestivalteilnahmen
2016 14. Afrika Film Festival Köln, Museum Ludwig
2016 KLEX, Kuala Lumpur Experimental Film, Video and Music Festival,Malaysia
2017 12.édition Panorama des cinémas du Maghreb et du Moyen-Orient (PCMMO), Paris
Publikationen
1983 Clemens Fischer und seine Klasse, Kunstverein Erlangen e.V.
2000 Im Studium bei Erwin Heerich 1961-1987, Verlag Walther König