Only Online II - Der Chiavaristil
März - April 2021

Only Online II - Der Chiavaristil

Der Reiz der Leichtigkeit – Die Tradition des Chiavaristils

Die Historie erhält folgende Geschichte bereit: Zu Beginn des 19. Jahrhunderts reiste der Marchese Stefano Rivarola, Präsident der Società Economica in Chiavari nach Paris und kehrte mit einem leichten Salonstuhl zurück, den er dem ansässigen Schreinerhandwerk einprägsam vorstellte. Die Antwort kam aus der Werkstatt von Giuseppe Gaetano Descalzi. Hier entstand 1807 der „Campanino“ und machte Chiavari in der Folge zum Mittelpunkt dieser Ausformung eines Sprossenstuhls.

Das Interesse blieb nicht aus. Diese leichten, schnell hin und herzutragenden Stühle waren so neu in Funktion und Stil, dass sich ihr Erfolg in den Räumlichkeiten der Wohlhabenden gut vorstellen lässt.

Ausschnitt : A Room in the Palazzo Caramanico, Naples; Augusto Ciuli, watercolour and gouache ,1842 /1

Im Text zur Abbildung weist die Autorin Charlotte Gere auch auf eine Verbindung zu Schinkel und seiner Ausstattung des Charlottenhofs für Kronprinz Friedrich Wilhelm hin. Der Prinz war 1822 nach Neapel gereist und hatte „such chairs in use when visiting the royal palace in Naples“ und „brought some back to Germany.“/2

Überspringen wir das Jahrhundert und auch Gio Pontis gefeierte Neuinterpretationen ‚Leggera’ und ‚Superleggera’ der 1950 und 60er Jahre und wechseln ins 21. Jahrhundert. Heute sind die Fratelli Levaggi in Chiavari der Tradition Descalzis verbunden und fertigen die ‚sedie originale di chiavari’.

Der Reiz der Leichtigkeit bleibt eine Herausforderung – darum möchten wir Ihnen zum Schluss noch diese beiden Leichtgewichte vorstellen:

Die Stühle 'C 18', Entwurf David Wolton, 1985/2016 und 'Was bleibt', Entwurf Peter Otto Vosding, 2016

Für weitere Informationen stehen wir Ihnen gerne zu Verfügung.

Martin Bohn +Partner

Literatur
/1 Nineteenth Century Interiors, Charlotte Gere, 1992, Seite 154/155
/2 Ebda
Link
Fratelli Levaggi
Peter Otto Vosding